Die Spielregeln der Social Media Plattformen
Mitspielen – oder nicht? Wie wir der Empörungswelle entkommen
Die Haare sind ab und es herrscht wieder Ordnung auf (und im?) Kopf … 😉 Ich weiß nicht, wie es dir mit Social Media in den Wochen rund um die Bundestagswahl ging. Mich hat das alles sehr bewegt und zum Nachdenken über die Social Media-Spielregeln angeregt.
Einerseits war ich beeindruckt von der auflebenden Politisierung und von der engagierten Aufklärungsarbeit vieler Menschen und Institutionen. Sogar in meiner privaten, sehr unpolitischen „Hunde-Bubble“ auf Instagram wurden Statistiken und Fakten präsentiert.
Aus Unterhaltung wird Bildung
Ein privat geführter Account, auf dem es zuvor nur um das meist sehr amüsante Leben eines Großstadt-Labradors ging, hat in den Wochen vor der Wahl vollständig auf Demokratie-Unterricht umgeschwenkt. Die sehr aufwändigen Aufstellungen der unterschiedlichen Wahlprogramme zu einzelnen Themen erhielten viel positive Resonanz. Ich war ein bisschen erschüttert über einige Kommentare unter diesen Posts, die sich dafür bedankten und nun „endlich etwas verstanden hatten“.
Gleichzeitig haben gerade diese Kommentare mir gezeigt, wie wichtig diese Arbeit der jungen Accountinhaberin ist. Und es hat mich hoffnungsfroh gestimmt, dass doch noch so viele Menschen erreicht und zu einer eigenen Meinung befähigt werden können. Trotz – oder wohl eher aufgrund – dieser ursprünglich sehr unpolitischen, auf Unterhaltung angelegten Themenwelt (mit einer stattlichen Follower:innen-Zahl).
Geplatzte Bubbles
Gleichzeitig hat mich genau dieser Fokus auf die Politik, auf all die „aufgedeckten“ Polemiken, Lügen und Aufreger, aus meiner schönen Gleichgesinnten-Bubble gerissen. Weg von ruhigen, aufgeklärten und reflektierten Beiträgen (oder eben schlicht unterhaltsamen Geschichten aus der Hundewelt), rein in einen Sog aus Aufregung und Kurzatmigkeit, zunehmender Wut und Gefühlen von Machtlosigkeit.
Irgendwann verordnete ich mir selbst eine Social Media-Diät mit einer zeitlich sehr begrenzten Nutzungszeit und der Rückbesinnung darauf, valide Informationen nur noch von ausgewählten Nachrichten- und Zeitungsseiten zu holen (das ist ja schon aufregend genug).
Veränderte Spielregeln
Zeitgleich kamen neben den beherrschenden Themen unserer Bundestagswahl, viele besorgniserregende Entwicklungen rund um die großen Social Media-Konzerne schnell und unausweichlich in Gang: Metas neue Ausrichtung in Sachen „Meinungsfreiheit“, das Aussetzen der internen Diversity-Programme und vieles mehr. Das hat natürlich dazu beigetragen, noch kritischer auf das zu schauen, was auf Facebook und Instagram, aber natürlich auch ungefiltert in diversen anderen Social Media Kanälen ge- und verteilt wird.
Das Platzen meiner hübschen kleinen Social Media-Bubbles (und das Wort passt so perfekt, denn es erinnert mich an diese rosaroten, sehr süßen Kaugummis meiner Kindheit, die man immer und immer wieder und größer und noch größer aufblasen konnte) hat mich aber auch wieder auf meinen „Boden“ geholt, zurück zu meinen Überzeugungen.
Mitspielen, aber eigene Regeln
Es hat mich daran erinnert, was ich selbst meinen Kund:innen zuallererst mitgebe: Deine Website ist deine Basis, auf der nur du bestimmst, was veröffentlich wird und was davon die Leser:innen zu sehen bekommen. Auch selbst aufgesetzte und gesteuerte E-Mail-Newsletter zählen dazu.
Selbstverständlich können wir Social Media nicht vollkommen unberücksichtigt lassen. Wenn wir Aufmerksamkeit erregen möchten, müssen wir uns mit den vorgegebenen Spielregeln arrangieren. Dabei sollten wir aber im Blick behalten: „Die Algorithmen“ der jeweiligen Plattformen geben vor, was in ihrem Spiel gefordert wird (und man sollte damit umzugehen wissen), aber sie bestimmen längst nicht unsere Online-Präsenzen.
Raus aus dem Empörungsstrudel
Inzwischen bin ich übrigens wieder fein mit meiner Social Media-Welt. 😉 Ich nutze wieder vermehrt für mich
- informative Netzwerke und Kanäle wie Mastodon und Bluesky,
- für die eigene Präsenz (also zur Plakatierung) weiterhin schwerpunktmäßig Instagram und
- vernetze mich mit klarem Berufsfokus auf LinkedIn.
Es tut gut, wieder aus dem Empörungsstrudel auszusteigen und nüchterner auf das Geschehen zu schauen (und über vieles hinwegzuschauen). Dann erkennt man auch wieder tolle, engagierte und reflektierte Initiativen und Beiträge, wie beispielsweise vom Verein teilenswert.de.
Unbedingter Lesetipp!
Was mir als Spiegel und als Wegweiser für eine reflektierte Mediennutzung diente: Das Social Media Manifest von Martin Fehrensen / Socialmediawatchblog: www.socialmediawatchblog.de/social-media-manifest/ Auch sonst übrigens einfach eine großartige Informationsquelle ist.